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Der Essay ist eine ‚neue‘ Form der Renaissance. Sein auf Vorstellungen wie ‚Angebot‘, ‚Probe‘, ‚Stilübung‘ oder ‚Versuch‘ abzielender Begriff taucht als Textsortenbezeichnung um 1580 in Frankreich bei Michel de Montaigne auf und wird um 1600 vor allem in England über seine Wiederaufnahme bei Francis Bacon und nicht zuletzt auch durch die kultumwobene englische Übersetzung Montaignes durch John Florio gattungsmäßig institutionalisiert. Gegenstand ist ein zumeist rätselhaftes, paradoxes oder gar entzogenes Phänomen der Lebenswelt; die Sprechhaltung ist oftmals an die Öffentlichkeit gerichtet, zuweilen aber auch streng selbsterkundend meditativ. Der Essay situiert sich entsprechend im ‚Dazwischen‘; er ist steter Prozess und bleibt Fragment. Es geht ihm also weniger um das Resultat als um den Weg. Das Medium dieses Weges ist die Prosa; sie ebnet dem Essay die Bahn und findet auf ihr die Gedanken. Auf diese Weise zeigt sich der Essay als Spur endloser Verfertigung, als Raum offener Erkundung. Und als solches trägt er die Signatur der Renaissance als einer Epoche beginnend infiniten ‚Suchens, Untersuchens und Versuchens‘, als Zeit zukunftsweisender ‚Pluralisierung‘, als Periode eines prozessual in die Zeit geschriebenen ‚Realisierens von Resultaten‘. Diesem Gedanken der Öffnung und des Offenhaltens widmen sich die Beiträge des von Andreas Mahler herausgegebenen Sammelbands von der Renaissance bis hin zur Jetztzeit.
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