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Wenn E.R. Curtius von einer ,Pest des Petrarkismus‘ spricht, hat er damit insofern Recht, als der Petrarkismus mit dem amor hereos auf einer (Geistes-)Krankheit beruht, die der Unerreichbarkeit des Liebesobjekts geschuldet ist und unbehandelt zum Tode führen kann. Zur Epidemie wird der amor hereos aber erst als Dichtung; denn diese Dichtung, die ihr phantasmatisches Objekt stets verfehlen muß, konstituiert nichts Geringeres als das abendländische Subjekt. Pathologisch ist das Subjekt im Abendland, weil es sich von dem transzendentalen Liebesgott Christus abkehrt und der inneren Repräsentation eines gleichermaßen irdischen wie entzogenen Liebesobjekts zuwendet. Es erwächst aus einer Verschränkung von erotischem Phantasma, Sprache und Begehren, und eben diese Verschränkung stiftet eine Gattung, die es den Dichtern der Renaissance erlauben wird, sich als Gründungsväter einer Nationalkultur zu imaginieren, die entweder – wie in Italien – des politischen Korrelats ermangelt oder aber – wie in Spanien und Frankreich – das noch nackte corpus politicum erst bekleiden soll. Zugleich bietet der Petrarkismus aber auch die Matrix für Subjektivitätsentwürfe, die den Diskursen über die phänomenalen Körper widersprechen und als weiblicher oder homoerotischer Petrarkismus in der Sprache des Anderen sagen, was genaugenommen unaussprechlich ist.
Love poetry, European. --- European poetry --- Love poetry, Romance-language. --- Petrarchism. --- Renaissance.
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Auch wenn man es zuerst vielleicht nicht sogleich merkt: In Combray gärt eine Zeit der Nation, die sich in der apokalyptischen Weltkriegsnacht am Ende eschatologisch erfüllen wird. Es ist daher durchaus von Belang, wenn der kleine Marcel seine erste Madeleine jedes Jahr am Ostersonntag isst, die Eucharistiefeier indes Ellipse bleibt. In Combray, doch nicht nur dort, wird die Eucharistie antisakramental ersetzt, was zu beachtlichen Menüfolgen und anderen Vervielfältigungen führt. Die Zeit der Dritten Republik wäre so besehen heillos. Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, hat die Recherche ihr geheimes Zentrum in Venedig: Es ist das Baptisterium von San Marco, auf das es letztlich hinausläuft. Kann das gut gehen? Und vor allem: Wie kann es sein, dass die Recherche zugleich ein Roman über verlorene Kuchenteller ist, auf denen Motive aus Tausendundeiner Nacht abgebildet sind und die, ja auch sie, nach Venedig führen?
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Mit dem Untergang des II. Kaiserreichs vollzieht sich in Frankreich nicht nur ein politischer sondern auch ein diskursgeschichtlicher Wandel, in dessen Folge ein Dispositiv der Erkrankung und des Niederganges durch solche Formationen überschrieben wird, die nunmehr Heil statt Unheil setzen. Der negative Vitalismus der Dekadenz weicht einer Regenerationsbewegung, die sich jedoch nicht in einem einzigen politischen Diskurs beruhigen kann, sondern sich um jene mit dem Verlust des Souveräns entstandene Leerstelle herum zu vervielfältigen scheint. Steht die Dekadenz im Zeichen einer gleichermaßen fetischisierten wie perhorreszierten Weiblichkeit, so kreist die mit der Niederlage von Sedan aufkommende Regenerationsdynamik um eine Vaterfunktion, die in der Republik, so scheint es, eben gerade noch keine symbolische Entsprechung finden kann. Die vakante Vaterposition wird damit offen für immer neue, imaginäre Besetzungen, die bei aller Heterogenität als Gemeinsamkeit die Verschränkung von Männlichkeit und Heil teilen.
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